"Dosimeter-Schafe" in deutschem Kernkraftwerk Kahl (16.11.2010)

Runder Geburtstag der deutschen Kernenergie: vor 50 Jahren ging das erste deutsche Atomkraftwerk in Kahl ans Netz.

Versuchsreaktor Kahl
Versuchsreaktor Kahl (Bild: Sebastian Suchanek /Wikipedia cc-by-sa)

Am 13.11.1960 ging bei Aschaffenburg das Versuchsatomkraftwerk Kahl als erstes deutsches Atomkraftwerk in Betrieb.

Nachdem im englischen Sellafield 1956 das erste Atomkraftwerk in Betrieb ging, sollte Deutschland den Anschluss an diese Technologie nicht verpassen. RWE baute einen Siedewasserreaktor, wo die Brennelemente Dampf erzeugen, der eine Turbine zur Stromerzeugung antreibt. Noch heute laufen in Deutschland 6 von 17 Reaktoren nach diesem Prinzip.

1960 gab es weder Gedanken an die Entsorgung noch nennenswerte Proteste gegen den Bau in der Nähe der dicht besiedelten Stadt Frankfurt. Auch das deutsche Atomgesetzt trat erst in Kraft, als das AKW Kahl fertig gebaut war. Deshalb lief der Reaktor auch nur mit einer vorläufigen Betriebsgenehmigung, die erst Ende 1961 unbefristet wurde.

Als "Sicherheit" und zur Erforschung von Leben nahe dem Kraftwerk wurde eine Schafherde auf dem Gelände gehalten. Von dieser sollte jedes Jahr ein Tier zu Untersuchungszwecken geschlachtet werden.

Das Kraftwerk Kahl blieb trotz seiner geringen Leistung von 15 Megawatt 25 Jahre lang in Betrieb, bevor es 1985 als unrentabel stillgelegt wurde und von 1988 bis 2010 zurückgebaut wurde. Beim Abriss der Reaktorummantelung mussten ferngesteuerte Kleinbagger eingesetzt werden, da der Stahlbeton hochradioaktiv war. Während des Betriebs gab es mehrere Störfälle wie Stromausfall, Überhitzung der Brennelemente und Austritt von Radioaktivität.

1965 wurde der Heißdampfreaktor Großwelzheim gebaut, der bereits nach knapp 2-jährigem Betrieb 1971 wegen technischer Schwierigkeiten wieder abgeschaltet wurde. Der Rückbau dauerte bis 1998.